Kirchlich heiraten

SAKRAMENT DER BEZIEHUNG

DAS KATHOLISCHE EHEVERSTÄNDNIS

Wo zwei Menschen als Glaubende einander als Ehepartner annehmen, werden sie füreinander und für andere zum lebendigen Zeichen der Liebe Gottes zu den Menschen.

Die katholische Kirche verdeutlicht dies, indem sie von der Ehe als Sakrament spricht. Damit bringt sie ein bestimmtes Verständnis der Ehe zum Ausdruck und schließt an die Verheißung Jesu an: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben“ (Joh 10,10).

In den Texten des Trauritus', bekennt sich das Brautpaar zu diesem Verständnis:

„Sie sind in dieser entscheidenden Stunde nicht allein ...“

Paare, die beschließen zu heiraten und die eine Familie gründen möchten, sind bereit, eine große Verantwortung zu übernehmen. Diese Aufgabe können zwei Menschen, auch wenn sie sich noch so sehr lieben, nicht allein bewältigen. Sie brauchen eine Gemeinschaft, in die sie eingebettet sind und in der sie Freude und Leid mit anderen teilen und gemeinsam tragen können. Sie brauchen eine Familie, Freunde und die Gemeinschaft der Glaubenden in einer Gemeinde. Was sich die Partner bei der Hochzeit versprechen, gilt es im Alltag einzulösen. Dazu brauchen sie Beistand. Im Sakrament der Ehe wird ihnen dieser Beistand zugesagt: „Gott ist bei Ihnen. Er ist der Gott Ihres Lebens und Ihrer Liebe.“

„Sind Sie hierhergekommen, um nach reiflicher Überlegung und aus freiem Entschluss mit Ihrer Braut/Ihrem Bräutigam den Bund der Ehe zu schließen?“

Bei der Trauung schreibt die Katholische Kirche die Anwesenheit eines Priesters oder Diakons vor, doch es sind Braut und Bräutigam, die einander das Sakrament der Ehe spenden. Das fordert zuvor eine klare Entscheidung. Wer eine Beziehung lebt, investiert viel an Kraft, Zeit, Energie, Kreativität und Liebe. Wer sich verbindlich auf eine Partnerschaft einlässt, tut gut daran, auch vom Partner/von der Partnerin eine klare Entscheidung zu verlangen. Treten Braut und Bräutigam vor den Traualtar, so bringen sie damit zum Ausdruck, dass sie diese Entscheidung füreinander und für einen gemeinsamen Lebensweg getroffen haben. Damit haben sie sich gegen alle anderen Möglichkeiten entschieden. Auf den ersten Blick ist es paradox, aber gerade die Verbindlichkeit schenkt den Partnern in der Ehe den nötigen Freiraum, sich auch den unangenehmen und schwierigen Fragen der Partnerschaft zu stellen und Auseinandersetzungen zu wagen.

„Wollen Sie Ihre Frau/Ihren Mann lieben und achten und ihr/ihm die Treue halten alle Tage ihres/seines Lebens?“

Im Gegensatz zu gesellschaftlichen Tendenzen, die ständige Flexibilität und Veränderungsbereitschaft von Menschen verlangen, ist die Ehe auf Verlässlichkeit, Treue und lebenslange Dauer angelegt. Die Partner nehmen sich mit allen Licht- und Schattenseiten an. Sie nehmen sich bei der Eheschließung gegenseitig selber in die Pflicht und sagen Ja zu viel Unbekanntem und zu nicht vorhersehbaren Entwicklungen. Die Gestaltung ihrer Beziehung wird die wichtigste gemeinsame Aufgabe in ihrem Leben. Eigene Lebensziele und Entscheidungen müssen immer auch im Hinblick auf die Konsequenzen für den Partner bedacht werden. Das schränkt beide in ihren Wahlmöglichkeiten ein, eröffnet ihrem Handeln und ihren Entscheidungen aber gleichzeitig einen Rahmen und eine Perspektive, in denen Mögliches Wirklichkeit werden kann. Anders ausgedrückt: Wo Ehepartner ihr Leben gemeinsam gestalten, wo sie sich bemühen, einander ernst zu nehmen, wo sie versuchen, Probleme gemeinsam zu lösen, wo sie versuchen, einander das Leben zur Freude zu machen, verwirklichen sie im Alltag, was sie sich bei ihrer Hochzeit versprochen haben – das meint Sakrament.

„Sind Sie beide bereit, die Kinder anzunehmen, die Gott Ihnen schenken will, und sie im Geist Christi und seiner Kirche zu erziehen?“

Die Liebe zwischen Mann und Frau ist nach dem Verständnis der katholischen Kirche ein Geschenk an die Partner, ein unbedingtes Einlassen aufeinander. Diese Liebe will Dauer und Ausschließlichkeit. Dennoch weist diese Liebe über die konkrete eheliche Gemeinschaft hinaus. Sie will fruchtbar werden. In Kindern wird die Fruchtbarkeit – im wahrsten Sinne – anschaulich. Damit ist auch die Frage einer verantwortlichen Familienplanung angesprochen.

„Sind Sie bereit, als christliche Eheleute Mitverantwortung in der Kirche und in der Welt zu übernehmen?“

Als Christ hat jeder Mensch seine persönliche Berufung. Als Ehepaar sind Mann und Frau berufen, sich nicht in intime Zweisamkeit zurückzuziehen, sondern ihre Zeit und Energie auch anderen zu schenken. Sie sollen sich nicht allein in ihrem Glück einrichten, sondern dieses mit den Menschen, die ihnen begegnen, teilen. Sie sind aufgerufen, das Leben in der Gemeinde, in ihrer Umwelt mitzugestalten. In einer Partnerschaft können die Partner einander helfen, ihre Verantwortung in der Welt und damit auch einen über sie selbst hinausweisenden Sinn in ihrem Leben zu finden.